Der „Jülicher“ ist ein Phänomen: Er ist allgegenwärtig und doch nie einzeln gesehen. Und es gibt sogar ein Buch über diese besondere Spezies, das Wolfgang Hommel herausgegeben hat: „Die Jülicher und ihre Wurzeln.“
Selten hört man in der alten Stadt an der Rur die bekennenden Worte: „Ich bin ein Jülicher!“ Unter „alten Jülichern“ bekennt man sich eher zum „Muttkrat“, einer alten Bezeichnung für die Bewohner der „historischen Festungsstadt“. „Alle, die sich als Jülicher fühlen, sollen sich Muttkrate nennen dürfen“, wie es einst schon einer der Ur-Muttkrate Hein Ningelgen so eindrücklich gefordert hatte.
In Jülich Geborene werden Muttkrat (Mehrzahl: Muttkrate) genannt. Auch wenn die Herkunft des Wortes wenig schmeichelhaft ist: Die Bezeichnung leitet sich aus den Worten Mutt (Schlamm) und Krat (Kröte) ab. Die Kröten verkrochen sich bei Gefahr im Schlamm der Festungsgräben. Zudem wurde Jülich auf einem Sumpfgebiet errichtet, wovon heute noch die Rurauen zeugen, was ein weiterer Ursprung des „Spitznamens“ ist.
In Erinnerung an diese Jülicher „Originale“ wurde während der Landesgartenschau an der neuen Hauptorgel der katholischen Propsteikirche eine „Muttkrat“ als Orgel„pfeife“ installiert. Sie gibt ein für Kirchenorgeln einmaliges Quaken von sich. Außerdem stiftete der Freundeskreis „Ellritzen“ den von Bonifatius Stirnberg gestalteten Muttkrat-Brunnen, der am 7. Juli 2011 enthüllt und in Betrieb genommen wurde. Ihn zieren teilweise bewegliche Muttkrate.
Dass die Jülicher mit diesem Thema immer noch nicht fertig sind, zeigt sich daran, dass die Judoka ein Muttkrate-Turnier ausloben, der Stadtmarketing-Verein ein Muttkrate-Marketing auflegte und 2021 diskutiert wurde, ob nicht die Ampelmännchen und -fräuchen durch Muttkrate ersetzt werden könnten