Die Geschichte von Jülich ist untrennbar mit der militärischen Bedeutung der Stadt und ihrer Festungsanlagen verbunden, die über 2000 Jahre hinweg immer wieder an die sich verändernden strategischen Anforderungen angepasst wurden, insbesondere zur Sicherung der wichtigen Brücke über die Rur.
Die 2000-jährige Geschichte der Stadt Jülich war stets eng mit der Aufgabe verbunden, die strategisch wichtige Brücke über die Rur zu sichern. Bereits im 4. Jahrhundert, als ein spätrömisches Kastell auf dem östlichen Rurufer errichtet wurde, begannen die Befestigungen, sich den sich wandelnden politischen und militärischen Gegebenheiten anzupassen. Die Stadtgeschichte Jülichs spiegelt auf eindrucksvolle Weise die Entwicklung des Festungsbaus wider. Vom spätantiken Kastell entwickelte sich die Burg der Jülicher Grafen, die 1278 zerstört wurde, und schließlich entstand im Mittelalter die Stadt mit einer Befestigung, die Anfang des 14. Jahrhunderts erbaut wurde. Ein Rest der Stadtmauer und der Hexenturm erinnern noch heute daran. Im 16. Jahrhundert wurde Jülich dann im Stil der italienischen Hochrenaissance als Festungsstadt mit Zitadelle und Residenzschloss neu geplant.
Im 19. Jahrhundert, als Jülich von französischen und später von preußischen Truppen besetzt war, wurde die Festung kontinuierlich erweitert. Besonders die französischen Truppen, die von 1794 bis 1814 in Jülich stationiert waren, begannen zu Beginn des 19. Jahrhunderts, die Stadt und Zitadelle mit einem weiteren Verteidigungsring aus Lünetten und einem Brückenkopf zu umgeben. Dieser Brückenkopf sollte die Westflanke der Stadt und die Rurbrücke schützen. Der Brückenkopf wurde im traditionellen “Kronwerks”-Stil mit Wassergräben und einem Vorwall errichtet und als innovatives Verteidigungselement wurde das Fluten des Vorfelds (Glacis) eingesetzt.
Nach der französischen Besetzung und der Eingliederung des Rheinlandes in das französische Staatsgebiet 1801 begannen die Franzosen mit der Erweiterung des Kronwerks, einschließlich des Ausbaus von Kasematten und Geschützstellungen. Doch nach Napoleons Niederlage und der Übergabe des Rheinlandes an Preußen 1815 verlor die Festung ihre Bedeutung. 1860 wurde die Stadtbefestigung abgetragen und der Brückenkopf verlor seine militärische Funktion. Im 20. Jahrhundert wurde das Areal zunächst als Übungsgelände genutzt und später für den Bau eines Freizeit- und Erholungsgebiets umgestaltet. Teile des Brückenkopfs wurden restauriert und 1998, im Rahmen der Landesgartenschau, umfassend wiederhergestellt. Heute ist der Brückenkopf ein wichtiger Ort für Besucher, die dort Führungen und Ausstellungen erleben können.
Foto: Markus Schweiß